Schliff

Römisches Glas

Es besteht kein Zweifel, daß besonders in der Spätantike ( 3. bis 5. Jh. n. C. ) die Diatretgläser als teuerste und kostbarste Glasgestaltung galten, nicht zuletzt wegen des hohen Arbeitsrisikos. Der Lohn für das Werk war vor Erstellung des Glases in voller Höhe fällig. Die hoch spezialisierten Glasschleifer, diatretarii, genossen auch besonderen Schutz, wie ein juristisches Fragment bezeugt.

Darüber hinaus waren die diatretarii zur Berufs- und Nachwuchsausbildung verpflichtet und daher von den munera ( Steuern und Abgaben ) an ihrem Wohn- und Arbeitsplatz befreit. Der diatretari hatte in der Antiken Welt den gesellschaftlichen Stellenwert, der sich heute mit hochrangigen Akademikern, wie z. B. Doktoren oder Professoren vergleichen läßt.

Der Diatretbecher von Köln

Diatretbecher

Farbloser klarer Becher mit einem Korb aus dunkelpurpur rotem, goldgelbem und smaragdgrünem Glas; farblose Stege. In der Form gegossen, Glasmasse ausgeschliffen, Lippe angeschliffen. Fußloser glockenförmiger Becher mit Netzwerk in gleicher Form. Das Netzwerk ist in drei deutlich voneinander abgesetzte Zonen gegliedert: Schriftzug

IIIE ZHCAIC KAAWC AEI.
"Trinke, lebe schön, immerdar",

mit siebzehn steilen Buchstaben und einem trennenden Zierglied; ein regelmäßiges Netzwerk aus untereinander verbundenen Ringen, von denen drei Reihen hintereinander gestellt sind und eine vierte Reihe, der Krümmung folgend, eingezogen ist und einen flachen Standring umschließt.

Aus zahlreichen Fragmenten zusammengesetzt; kleine Fehlstelle am Kragen; einige Teile des Netzwerk und des Standringes sind verloren.

Zu besichtigen im römisch germanischen Museum in Köln

Der Trivulziobecher

Trivulziobecher

Farbloser Becher mit einer Inschrift aus durchscheinendem grünen Glas und einem Korb aus durchscheinendem hellblauen Glas; geblasen oder in Form gegossen, überfangen, mit dem Rad geschliffen und poliert. Glockenförmiger Körper mit gerundetem Boden; ausladender Mündungsrand mit erhabener Leiste am Ansatz.

Schliffdekor:
Dekor aus Schriftfries und Korb, die beide durch kleine Stege mit dem Glaskörper verbunden sind. Unterhalb der Mündung mit den einzelnen Buchstaben die lateinische Wunschformel :

 

BIBE VIVAS MVLTIS ANNIS
Trinke ( und ) lebe viele Jahre

Der Korb besteht aus einem regelmäßigen Netzwerk von Kreisen, die zu vier Ringen verbunden sind und durch kleine kreuzförmige Motive miteinander verknüpft sind, hinter denen die Stegen verborgen. Intakt erhalten.

Zu besichtigen Civico Museo Archeologico in Mailand