Sicherheitsglas

Der Begriff "Sicherheitsglas" ist durch Festlegungen in Normen und anderen Schriften definiert. Danach zerbricht zwar auch ein Sicherheitsglas, allerdings tut es dies ungefährlicher als normales Float- oder Gussglas. Nach dem Bruchbild werden zwei Arten von Sicherheitsgläsern unterschieden.

Einscheiben-Sicherheitsglas

Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) ist ein thermisch vorgespanntes Glaserzeugnis. Durch diese Vorspannung erhält es Eigenschaften, die es von normalem Floatglas abheben. Es besitzt eine wesentlich höhere Biegebruchspannung und ist thermisch höher belastbar. Allerdings kann man ESG nach dem Vorspannprozeß nicht mehr bearbeiten. Alle notwendigen Kantenbearbeitungen und Lochbohrungen sowie Aus- oder Abschnitte sind vorher durchzuführen. Durch den besonderen Vorspannprozeß läßt sich nicht jedes Basisglas zu ESG weiterverarbeiten! Auch das laminieren von ESG zu Verbundglas oder Verbund-Sicherheitsglas ist möglich. Als Gegenscheibe im Verbund kann entweder eine zweite ESG-Scheibe, Floatglas, Gussglas oder Teilvorgespanntes Glas verwendet werden.

Für spezielle Anwendungen werden auch andere Materialien z.B. Metallbleche mit ESG laminiert.

Durch den thermischen Vorspannprozeß und die dabei in das Glas eingeprägten Spannungen zerspringt das Glas im Bruchfall in ein Netz relativ kleinformatiger und stumpfkantiger Krümel. Diese Eigenschaft des "sicheren Brechens" qualifiziert ESG zu einem Sicherheitsglas im Sinne der Vorschriften der Versicherer.

Zu beachten ist, dass durch den Vorspannprozess nicht nur Spannungen gewollt in das Glas eingebracht werden, je nach Format und Dicke der vorgespannten Scheiben kommt es zu einer gewissen Welligkeit. Diese ist meist nicht störend und wird in der normalen Nutzung auch kaum wahrgenommen. Bei der Herstellung von VSG ist dieser Umstand jedoch zu beachten.

Isolierglas mit ESG

Isolierverglasungen lassen sich problemlos mit ESG realisieren. Inzwischen sind verschieden Hersteller in der Lage auch große Bandmaße (321 x 600 cm) vorzuspannen. Damit steht einem großflächigen Einsatz in der Architektur nichts mehr im Wege.

Veredelung von ESG

Mit und auf ESG lassen sich viele verschiedene Veredelungstechniken realisieren. Eine häufige Anwendung, bei dem der Vorspannprozeß doppelt genutzt wird, ist der Siebdruck. Zunächst wird das Muster oder Dekor auf das Floatglas aufgedruckt. Um eine haltbare Farbbeschichtung zu erhalten, muss die Farbe eingebrannt werden. Dies geschieht im nächsten Bearbeitungsschritt. Die dazu notwendigen Temperaturen sind so hoch, das dass Glas damit zusätzlich vorgespannt wird.

Da ESG nach dem vorspannen nicht mehr bearbeitet werden darf, sind alle Berbeitungsschritte vorher auszuführen. Dies gilt auch für Ätzungen oder Sandstrahlungen auf der Fläche des Glases.

Verbund-Sicherheitsglas

Verbund-Sicherheitsglas wird in einem besonderen technischen Verfahren hergestellt. Es werden zwei oder mehr Glasscheiben mit einer definierten Zwischenschicht miteinander verbunden. Im Bruchfall haften die Scherben an der Zwischenschicht und vermindern so die Verletzungsgefahr.

Verbundsicherheitsglas ist ein veredeltes Flachglas, welches aus mehreren Scheiben besteht. Die Verbindung untereinander geschieht mittels Folien aus Polyvinylbutyral (PVB). In einem Verarbeitungsprozess in einem Autoklaven werden die Einzelscheiben unter dem Einfluß von Hitze und Druck dauerhaft miteinander verbunden. Das Ergebnis ist klar durchsichtig. Verbinden lassen sich Floatgläser, teilvorgespannte Gläser und Einscheiben-Sicherheitsgläser. Auch die Kombination mit einigen Gussgläsern ist möglich.

Es können auch mehr als zwei Scheiben miteinander verbunden werden. Zu beachten ist, dass die grüne Eigenfarbe des Floatglases mit zunehmender Dicke stärker wahrnehmbar wird. Um diese Eigenschaft des Verbund-Sicherheitsglases abzumildern, kann für das VSG auch Weissglas verwendet werden. Weissglas hat eine geringere Eigenfarbe als Floatglas. Da es im selben Herstellungsprozess erschmolzen wird, ist die optische Qualität von Weissglas und Floatglas identisch. Für besondere Anwendungen oder Gestaltungen können auch farbige Folien eingesetzt werden. Inzwischen sind auch Folien auf dem Markt, die mit einem Tintenstrahldrucker fotorealistisch bedruckt werden. Damit ist es möglich, Fotos oder Logos in bestmöglicher Qualität geschützt im Verbund unter zu bringen. Mit diesen Folien lassen sich unterschiedlichste Wirkungen erzielen, daher sollten diese Ausführungsvarianten stets bemustert werden. Auch der Einsatz von matten Folien ist möglich. Dabei entsteht in der Durchsicht der Eindruck von mattiertem Glas. Allerdings sind beide Oberflächen glatt und damit weniger anfällig für Verschmutzungen und leichter zu reinigen und zu desinfizieren.

VSG ist mit seiner splitterbindenden Eigenschaft auch in Bereichen einsetzbar, in denen auf den Schutz vor Verletzungen Wert gelegt wird. Wie zum Beispiel Kindergärten, Schulen, Versammlungsstätten, Arbeitsbereichen usw. In den entsprechenden Dicken und Aufbauten kann VSG auch Schutz vor Angriffen, Beschuss mit Schußwaffen oder der Wirkung von Detonationen bieten. Verbund-Sicherheitsglas läßt sich auch zu Isolierglas weiterverarbeiten.

Isolierglas mit VSG

Bei der Weiterverarbeitung von Verbund-Sicherheitsglas zu Isolierglas können fast alle Glaserzeugnisse als Gegenscheibe eingesetzt werden. Aus Gründen der Energieeinsparung werden meist Gläser mit einer infrarot-reflektierenden Schicht eingesetzt. Damit lassen sich im Vergleich zu normalem Isolierglas oder sogar monolithischem Glas erhebliche Energieeinsparungen erzielen.

Durch die Weiterverarbeitung zu Isolierglas nimmt natürlich die Gesamtdicke des Elementes zu. Auch das Gewicht erhöht sich entsprechend. Auf Wunsch können damit weitere Funktionen in das Isolierglas integriert werden. Beispielsweise Sonnenschutz, Sichtschutz, Schutz vor elektromagnetischen Wellen (Radar), farbliche Gestaltung von Fassaden usw..

Veredelung von VSG

Die Aussenflächen von Verbund-Sicherheitsglas lassen sich mit den unterschiedlichsten Techniken veredeln und gestalten. Beim veredeln von VSG sind jedoch vorhandene Zulassungsbescheide zu beachten. Nicht jede Forderung lässt sich mit jeder Technik verbinden. Hier ist Rücksprache mit dem ausführenden Betrieb notwendig. Der Fachbetrieb kann die produktionstechnischen und baurechtlichen Möglichkeiten objektbezogen abklären und das richtige Glaserzeugnis empfehlen.